Bergwanderwoche 20.8-26.8.2023
Der Tradition treu konnte auch in diesem Sommer die beliebte Bergwanderwoche der Naturfreunde Lachen angeboten werden. In 30 Etappen, verteilt auf fünf Jahre, quer durch die Schweiz von West nach Ost wandern: von St-Gingolph am Lac Léman bis nach Müstair im Val Müstair. Das ist der Kulturweg Alpen, den die Naturfreunde Schweiz vor über 20 Jahren lanciert haben. Es ist sanfter Tourismus auf leisen Sohlen. Er führt durch voralpines und alpines Gebiet – rund 600 Kilometer und 15 Pässe – durch die Kantone Wallis, Waadt, Freiburg, Bern, Luzern, Obwalden, Nidwalden, Uri, Tessin, Graubünden – und durch alle vier Sprachregionen der Schweiz.
Unter neuer Leitung der beiden Wanderleiter Adrian Frei und Ueli Litscher haben sich 24 Teilnehmer:innen für die erste von fünf Jahresetappen angemeldet. Bei schönstem Wetter, wohlverstanden in der heissesten Sommerwoche (!), alles Gepäck in einem Rucksack, von St-Gingolph bis ins Diemtigtal auf die Grimmialp. Das war eine Herausforderung der Extraklasse, war doch der älteste Teilnehmer 81-, der jüngste 59-jährig (Durchschnitt 69). Sechs Tage auf (5100 Hm) und wieder ab (4400 Hm), fast 100 km in rund 30 Stunden reiner Wanderzeit.
Glaubt man den Eindrücken der Teilnehmerinnen, ist die erste Tagesroute am Sonntag von besonderer Anstrengung. Nach entspannter Zugreise von Pfäffikon über Zürich, Bern und Lausanne nach Villeneuve, erfrischender Schifffahrt nach St-Gingolph und Filets de perche du lac Léman «meunière» ist die 4stündige Wanderung durch das Rohne Delta bei fast 35º und langen Asphaltwegen sehr schweisstreibend, und dies trotz der wenigen rund 200 Hm. Umso grösser der Run in der Jugendherberge in Montreux/Territet auf Duschen und Getränke. Am Montag bringt uns die Standseilbahn von Territet nach Glion und die Zahnradbahn von Glion nach Caux. Am Fusse des Rogers de Naye und begleitet von der MOB von Montreux nach Zweisimmen überqueren wir den Col-de-Jaman. Wir geniessen letzte Blicke zurück auf den imposanten Genfersee mit seinen unendlichen Weingebieten – vor uns das Saanenland. Mit einem überraschenden «Boxenstop» im De la Croix in Allières ist die überhitzte Stimmung wieder entspannt und wir erreichen nach fast 5 Stunden Wanderzeit in time unser zweites Tagesziel, das Hotel De la Gare in Montbovon – antik, historisch, charmant.
Ab Dienstag verschieben wir den Tagesanbruch um eine Stunde nach vorne, um weniger lange in der Nachmittagshitze wandern zu müssen: Frühstück 6 Uhr, Wanderung ab 7 Uhr. Diese Änderung wird von allen Teilnehmerinnen sehr geschätzt, trotz weniger Schlaf – wir profitieren von der Morgenfrische und weniger Sonne und Hitze. Von Montbovon wandern wir am Mittwoch über den Solomon schliesslich nach Château-d’Oex. Den hitzigen Umständen geschuldet entscheiden wir uns für die Bahnfahrt nach Saanen, wo wir erneut in der örtlichen Jugendherberge nächtigen. Anderntags laufen wir vorerst gemütlich nach Gstaad. Von da geht’s meist aufwärts zur Horeflueh und über die Parwenge zum Rinderberg, mit herrlicher Aussicht aufs Simmental. Die Gondelbahn bringt uns, mit gesponsertem Boxenstopp in der Mittelstation Eggweid, nach Zweisimmen. Im Hotel Dinh geniessen wir ein feines chinesisches Nachtessen (Poulet süss-sauer) und anschliessend das Dorfleben. Donnerstag, Tag 5, uns erwartet die Königsetappe: 17km, 6h30, 1300 auf, 1000 ab. Hinauf über den Stiereberg zum idyllischen Seebergsee, wo sogar einige von uns dem Baden nicht widerstehen können. Nach währschaftem Mittagshalt im gleichnamigen Bergrestaurant passieren wir den «Creux-du-Van» des Berner Oberlandes, den Seeberg, ein Felsenmassiv spektakulären Ausmasses. Der 500m Abstieg über eine steile Runse wird uns mit unzähligen Serpentinen erleichtert. Wir erreichen nach langer, anspruchsvoller Wanderung mit reichen Landschaftseindrücken das Diemtigtal und unseren Zielort Grimmialp/Schwenden. Der Wirt Sri vom Hotel Spillgerten begrüsst uns mit kühlendem Gartenschlauchwasser und versteht es, uns zu verwöhnen, kulinarisch wie auch mit allerlei Getränken. Gestärkt nehmen wir den letzten Wandertag in Angriff. Es ist Freitag. Die Sesselbahn Grimmialp-Stierenberg erspart uns die ersten rund 450 Hm. Die nächsten und letzten 600 Hm führen uns zur Grimmifurggi (2000 m), und die Hartnäckigsten, es sind deren 14, hinauf auf das 2323 m hohe Rauflihore, den höchsten Punkt unserer Wochenwanderung. Die fantastische Rundsicht belohnt unsere Mühen. Jedoch pressiert der Abstieg, weil ein aufziehendes Gewitter und viel Starkregen uns zwingen, relativ zügig bis zur Alpwirtschaft Grimmi abzusteigen. Beim Kaffee warten wir kurz auf besseres Wetter, um so den Schlussabstieg zur Grimmialp und unserem Hotel trocken unter die Füsse zu nehmen. Den letzten Abend, unseren Schlussabend, geniessen wir mit einem ausgiebigen Apéro und einem feinen Käsefondue. Unterhalten werden wir, zur Überraschung unserer Teilnehmerinnen, von den drei Musikern Ernst (Handorgel), Roland (Schwyzerörgeli, Jodel) und Jürg (Bass) – wir kennen sie von der letzten Bergwanderwoche 22 am Pochtenfall. Sie bereichern unseren Abend mit viel Stimmungs- und Tanzmusik. Der Abend endet dementsprechend feuchtfröhlich und spät. Ausgeschlafen, erleichtert über die erbrachten Leistungen und glücklich über eine unfallfreie Woche treten wir am Samstagmorgen um 10:45 Uhr die Heimreise an: Diemtigen, Oey, Spiez, Thun, Bern, Zürich, Pfäffikon
Auch wenn wir unser sämtliches Gepäck täglich von «Hütte zu Hütte» tragen, die Stimmung aller Teilnehmer ist immer hoch. Auch kleine persönlich-medizinische Zwischenfälle mochten daran nichts zu ändern. Und alle freuen sich auf die nächstjährige Bergwanderwoche. Sie wird von Sigriswil nach Engelberg führen – Etappe 7 bis 12, der zweite Teil des Kulturweges. Auf ein glückliches und gesundes Wiedersehen.
Der Schreibende: Wanderleiter esa, Ueli Litscher