Bergwanderwoche 2022
Bergwanderwoche der NFL-Naturfreunde Lachen 14.-20.8.22
Es ist seit vielen Jahren Tradition, dass die Naturfreunde Lachen nicht nur wöchentlich eine bis zwei attraktive Tageswanderungen anbieten, sondern auch zweimal im Jahr eine ganze Wanderwoche. Die Angebotspallette ist vielfältig und ansprechend, jährliche Neueintritte in den Verein sind deshalb beachtlich. Die Sektion Lachen gehört deshalb zu den grössten schweizweit.
Die diesjährige Bergwanderwoche – von Hütte zu Hütte – entführte dreissig wanderfreudige Frauen und Männer ins Berner-Oberland. Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und gute Kondition waren Grundbedingungen für die Anmeldung zu dieser anspruchsvollen Wanderwoche. Das Gelände stotzig, aber zugleich einmalig schön. Mit der berühmten Kulisse und dem Instagramm-Panorama der Höhepunkt schlicht weg. Wetterhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Schilthorn kitzeln wir am Fuss. Selbst die bekannte Lauberhorn Abfahrt begingen wir auf kurzer Strecke und mit Blick auf die 3 Könige Eiger, Mönch und Jungfrau übernachten wir in Wengen in einem Swiss Historik Hotel. Auch auf den Spuren Lenins bewegten wir uns und liessen diese Trekkingwoche dann Richtung Thunersee abflachen.
Wanderleiter Fredy Zimmermann und Roman Derungs planten erneut minutiös eine Tour unter die Füsse zu nehmen, die an Höhe, Weite und Exposition kaum zu übertreffen ist: sieben Tage auf und ab, von Berg zu Berg, stets im Kanton Bern, begleitet von unglaublich schönen Bildern, Pflanzen, Tieren, Bergen, Gletschern, Seen, Wäldern und Wegen und der inspirierenden Stimmung der Gruppe.
Am Sonntag, 14. August, ging es frühmorgens mit dem ÖV über Thalwil, Luzern und Meiringen zur Gletscherschlucht Rosenlaui. Wuchtige Wasserfälle, romantische Grotten, bizarre Felsschliffe: Während Jahrtausenden hat das Gletscherwasser ein fantastisches Kunstwerk aus Felsen geformt – und formt es weiter. Immerfort. Sprudelnd, tosend, schäumend… Die unbändige Kraft des Wassers fasziniert, weckt den Philosophen in uns und spült den Alltag weg. Ein erfrischendes Naturerlebnis inmitten einer kraftvollen Bergwelt. Der Start in die Bergwanderwoche war eindrucksvoll und motivierend. Weiter ging es via Grosse Scheidegg nach Grindelwald, wo wir unterhalb des Wetterhorns im gleichnamigen Hotel unsere erste Nacht verbrachten. Bei schönstem Wetter ging es am Folgetag über die Pfingstegg zum Marmorbruch, einem Relikt aus unserer Frühzeit der Alpenbildung. In Alpiglen verbrachten wir im Mehrbettzimmer unsere zweite Nacht. Der Aufstieg am nächsten Tag via Eigertal zum Eigergletscher am Fusse des Eigers war unglaublich «hühnerhautmässig». Über uns die urchigen, steilen Felswände zur Eigernordwand. Umso mehr genossen wir die Mittagsrast im Bergrestaurant Eigergletscher mit ungehindertem Blick auf die monumentale Berg- und Gletscherkulisse der drei Könige. Vom Touristenverkehr umhüllt und teilweise auf der Lauberhornstrecke nahmen wir den langen Abstieg über die Kleine Scheidegg nach Wengen. Im Swiss Historik Hotel Falken durften wir spät abends den anstrengenden Tag mit Live-Musik ausklingen lassen.
Tragisch, dennoch für uns unbewusst, dass in der gleichen Nacht in Lauterbrunnen der amtierende Gemeindepräsident von seiner eigenen Frau ermordet wurde, brachte uns anderntags die Bahn von Wengen nach Lauterbrunnen und die Seilbahn von dort zur Grütschalp. Mit stetem Blick zurück auf die drei Könige und spezieller Mittagsrast auf der Suppenalp, ging es unterhalb des Schilthorns mit Blick zum Drehrestaurant zur Rotstockhütte (2042müM). Die Nacht im 30-Bett-Lager war, nach ausgelassener Abendstimmung, dennoch überraschend ruhig – dank müder Glieder und Muskeln!
Tag 5 war als Königsetappe geplant. So kletterten wir von der Rotstockhütte hinauf zur Sefinafurgga (2612müM), ganz am Schluss über Holzleitern, überglücklich, den Passübergang heil erstiegen zu haben. Weil das Wetter noch gut war, entschieden sich die Wanderleiter, Richtung Gspaltenhornhütte einen steinig-felsigen Bergpfad, erschwert durch Metallleiterpassagen und Nebelschwaden, zu wählen, um erst danach steil im Zickzackkurs Richtung Griesalp abzusteigen. Unter steter Beobachtung von Gämsen erreichten wir am späten Nachmittag ziemlich erschöpft unser komfortables Hotel auf der Griesalp.
Vom guten Abendessen unbeeindruckt mussten wir uns anderentags erstmals in Regenmontur der zweitletzten Etappe stellen. In zwei Gruppen gings entweder bergauf über den Aabeberg oder bergab der Griesschlucht entlang nach Kiental. So oder so – es regnete ohne Unterbruch. Um so entspannter waren wir, endlich das Hotel Bären in Kiental erreicht zu haben, im Wissen, dass schon Lenin 1916 hier in seinem Exil gewohnt haben soll.
Es war unser letzter Abend dieser anspruchsvollen Bergwanderwoche. Und es war der Abschluss für die beiden Wanderleiter Zimmermann und Derungs. Nach acht Jahren geben sie ihre Verantwortung und kompetente «Reiseleitung» weiter in jüngere Hände. Dies war Anlass genug, den Abend mit viel Entertainment und spezieller Würdigung der beiden erfahrenen Wanderspezialisten glücklich und zufrieden ausklingen zu lassen.
Der letzte und siebente Tag war, trotz aller Anstrengungen und dem amüsanten Gesellschaftsabend zuvor, noch kein Ruhetag. Angesagt war die Wanderung um die Wätterlatte zum Pochtenfall nach Suld. Glücklicherweise ohne Regen durften wir den imposanten Wasserfall als Schlussbouquet der Wanderwoche geniessen. Und einmal mehr konnten wir beim gemeinsamen Mittagessen im gleichnamigen Restaurant die wunderbare und erlebnisgefüllte Wanderwoche Revue passieren lassen, begleitet von einer eloquenten Wirtin und einer ad-hoc Musik mit Schwyzerörgeli und Jodel. Zufrieden! Glücklich!
Nach 90 km Fussmarsch und 11’200 Höhenmetern ging unsere Reise und Wanderwoche mit nur kleinen Zwischenfällen erfolgreich und unfallfrei zu Ende. Auch wenn wir unser sämtliches Gepäck täglich von «Hütte zu Hütte» tragen, die Stimmung aller Teilnehmer ist immer hoch. Und alle freuen sich auf die nächstjährige Bergwanderwoche. Sie wird von St. Gingolph nach Spiez führen. Auf ein glückliches und gesundes Wiedersehen.
Der Schreibende und begeisterte Wanderer, Ueli Litscher